Pinguin Mord by Andreas Schmidt

Pinguin Mord by Andreas Schmidt

Autor:Andreas Schmidt [Andreas Schmidt]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi-Thriller, Bergisches Land
Herausgeber: eBookCreatorNet
veröffentlicht: 2010-01-01T22:00:01+00:00


30

Sonntag, 15:00 Uhr, Langerfelder Straße

Die Batterien der Fernbedienung wurden langsam schwach. Er hatte den ganzen Tag im Fernsehsessel verbracht und die Flimmerkiste mit Dauerfeuer aus der Fernbedienung malträtiert. Seufzend leerte er seine Bierdose und erhob sich aus dem Sessel. Sonntags liefen entweder uralte Filme oder Dokumentationen. Zooreportagen waren der große Renner zurzeit und wurden nur noch von Kochsendungen übertroffen. Fast jeder Sender hatte ein derartiges Format im Programm.

Er wollte beides einfach nicht mehr sehen. Das passive Leben aus zweiter Hand nervte ihn nur noch. Robert Gatz warf einen Blick auf die Uhr. Drei Uhr nachmittags. Eine schwüle Hitze lag über Wuppertals östlichstem Stadtteil wie eine Glocke, die das Leben lähmen wollte. Durch das offene Fenster drang Verkehrslärm von der Langerfelder Straße ins Wohnzimmer. Staubpartikel tanzten im Sonnenlicht. Bald würde seine Frau nach Hause kommen. Gatz spürte ein Stechen in der Brust und atmete tief durch. Verdammtes Herz, dachte er und tastete über die schmerzende Stelle. Seine Gedanken kreisten um Thea. Einst waren sie das glücklichste Paar der Welt gewesen. Er hatte einen gut bezahlten Job in einem Unternehmen an der Dieselstraße gehabt, der aber von heute auf morgen wegrationalisiert worden war. Mit Thea und ihm war es seitdem abwärts gegangen. Er wusste nicht, was mit seiner Frau los war. Seit einigen Wochen verhielt sie sich seltsam distanziert und wortkarg. Zärtlichkeiten und innige Zuneigung kamen nur von seiner Seite, während sie ihn kaum noch so liebevoll anlächelte, wie sie das sonst immer getan hatte. Nur noch selten berührte sie ihn und fuhr ihm zärtlich durch das dichte, wellige Haar, so, wie er es liebte.

Robert Gatz stand vor einem Rätsel. Lange schon hatte er den Verdacht, dass sie einen anderen Mann kennengelernt hatte und ihm fremdging. Seitdem er arbeitslos war, war Gatz in ein tiefes Loch gefallen. Fast täglich fuhr er zum Arbeitsamt an der Hünefeldstraße, um einen Job zu ergattern. Vergeblich - und das, obwohl er mit seinen neununddreißig Jahren bestimmt nicht zu alt zum Arbeiten war. Vermutlich war er aber schon zu alt für den Arbeitsmarkt in Wuppertal. Die Sachbearbeiter bei der Arbeitsvermittlung waren überfordert und nicht in der Lage, ihn an einen neuen Arbeitgeber zu vermitteln. Wenn das so weiterging, war er, bevor er sich versah, Hartz IV-Empfänger. Und davor hatte er eine panische Angst. Denn was das bedeuten würde, wusste er. Einsparungen, Verzicht und ein Leben unter der Aufsicht der Behörden. Er müsste dem Amt Rechenschaft ablegen über jeden Schritt, den er fortan tun würde. Nein, das hatte wahrlich nichts Menschliches mehr. Er wusste, dass er seiner Frau nichts mehr bieten konnte. Thea mochte schöne Dinge und kleidete sich gern elegant; früher waren sie oft essen gegangen und hatten schöne Urlaube gemacht. Doch das alles war gestrichen, seitdem er den Job verloren hatte. Hatte sie sich deshalb von ihm abgewandt? Bedeuteten ihre Liebe und all die Jahre, die sie gemeinsam verbracht hatten, plötzlich nichts mehr für sie?

Heute würde er sie zur Rede stellen.

Oft schon hatte er sich vorgenommen, mit ihr über ihr Verhalten zu sprechen, doch ihm hatte der Mut gefehlt.



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